Nie mehr löten!
Die Meinungen zu Sinn und Unsinn einer Rosskur bei Unwohlsein durch vorgängigen übermässigen Rauschgiftkonsum gehen stark auseinander. Natürlich ist es allen selbst überlassen, wie derbe sie sich kurieren wollen. Gerne möchte ich euch aber einladen gemeinsam dieser Anmassung, genannt Körper, die Mätzchen auszutreiben und den Kater rauszuprügeln. Ein sehr minder relevanter Erlebnisbericht.
POV: Du öffnest die schweren Augenlider, keine Ahnung wo du bist, bzw. welches Jahr gerade datiert wird.
Ah doch, es müsste der erste Tag vom neuen Jahr sein, schliesslich wurde gestern der Abschluss von fathermockin 21 gefeiert – das erklärt auch die schwere Crémant-Birne und den Glitzer auf deinem Kopfkissen. Welcome to 22 bitchex! Also erstmal aufstehen, und zwischen zwei Alka-Seltzer und vier grossen Humpen Wasser den Restalkohol zum Aufräumen des Gelages nutzen. Pro-Tipp: Noise-Cancel-Kopfhörer machen das Staubsaugen bedeutend erträglicher! Sobald die Küche wieder betreten werden kann, lohnt es sich, dem Körper Salz, Fett, Säure und Flüssigkeit zuzuführen. Idealerweise mit fester Nahrung und unbedingt mit einer grossen Menge Wasser, gerne auch in Form von Tee und Sirup. Und hier beginnt schon die lowkey Vorbereitungsphase für den Saunagang.
Schön nochmal hinlegen und paar Folgen the Office reinbingen, aber die nächste Herausforderung lässt nicht lange auf sich warten: Rechtzeitig zum verabredeten Zeitpunkt den Eisenplatz erreichen! Natürlich ist das Zeitgefühl stark gestört, und auch der anfängliche (bzw. noch trunkene) Enthusiasmus beim Projekt Zimtschnecken hat sich verzogen. Zum Glück sind noch Mitstreiter*innen in dieser epischen Schlacht da, welche das Fertigbacken übernehmen, sodass du dich aufs Velo schwingen und den kurzen aber schmerzhaften Weg durch den heftig lasernden Sonnenschein unter die Räder nehmen kannst. Der zuständige Horst ist bereits da und motiviert für das gemeinsame Einfeuern. Dein langsames Hirn memorisiert mühselig alle Informationen: hier rausziehen für etwas mehr Hitze, dort Wasserhahn öffnen.
Nach 40 Minuten treffen dann auch die restlichen Gladiator*innen ein, und freuen sich über das lodernde Feuer in der Schale und den Schatten, welcher die gelbe Sau etwas lindert. Die Entscheidung, nun also in den feuchtwarmen Wagen zu sitzen, fällt nicht leicht, aber ihr reisst euch zusammen. Wird schon gut tun.
Beim ersten Durchgang (85°C, zwei Aufgüsse mit dem wohlbekannten «Frisch und munter») geht es erwartungsgemäss bergab mit dem Wohlbefinden. Im dampfenden Stübli verwandelt sich dein Inneres in ein chaotisches Inferno und auch der Magen meldet sich. Bevor die Sanduhr abgelaufen ist, flüchten sich alle reihenweise unter die eiskalte Dusche - auch das nicht gerade ein Sonntagsspaziergang. Immerhin wird es langsam dunkel. Erst ums Feuer verklingen langsam die Ächzer und Seufzer, und die mutigsten wagen sich an eine Zigarette. Dann der Geistesblitz: BOUILLON! Aus dem integrierten Heisswassertank begiesst du die salzigen Würfel mit kochendem Aqua, und servierst der Runde eine Runde. Und sofort stellt sich der Effekt ein, der Körper dankt mit ausgiebigen Schweissfluss beim zweiten Gang.
Von nun an geht’s aufwärts! Eine frischgebackene Zimtschnecke und ausgiebige Hydrierung begleiten die immer besser werdende Laune, und ihr seid bereit die letzte Nacht Revue passieren zu lassen. Hier können nun alle Held*innen-Taten und Faux-pas noch einmal ausgiebig durchlebt werden, wie auch die einen oder anderen Schwüre ausgesprochen werden («Nie mehr…») Nach dem dritten Gang herrscht schon wieder Hochstimmung im Boot und Pläne für das nächste Wochenende werden geschmiedet.
Vielleicht ist es auch etwas Übermut, der noch zu einem vierten Gang anregt, nach dem dann alle komplett detoxed und ziemlich hungrig den Heimweg antreten. Noch auf dem Weg per Smartphone beim lokalen Lieferoni eine Pizza bestellt, und hey, wer nimmt es Bier?
Den nächsten Kater von Anfang an mit Sauna einplanen: Sounds pretty great!